Kreisgruppe Mannheim
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Bebauungsplan Nr. 71.47 "Franklin Mitte" in Mannheim-Käfertal

Der BUND Mannheim nimmt dazu im Namen des BUND Landesverbandes Baden-Württemberg wie folgt Stellung:

Freiraum

Wirtschaftswiesen und Scherrasen

Wir begrüßen, dass im öffentlichen Grün die Flächen der Zierrasen verringert und die der Wirtschaftswiesen entsprechend vergrößert wurden.
Nach dem Biotopwertschlüssel Mannheim liegt eine Glatthaferwiese bei 21 WP. Sie kann zwar höher bewertet werden, wenn die ökologische Wertigkeit im Biotopverbund bedeutend ist oder andere Faktoren die Bedeutung erhöhen. Dies kann aber auf Franklin bei den neu angelegten Wiesen, die im unmittelbaren Wohnumfeld liegen, nicht zutreffen, denn der Nutzungsdruck wird durch viele attraktive Sportangebote und eine hohe Bewohnerdichte sehr hoch sein. Von daher sehen wir den Durchschnittswert von 21 Punkten für die 64.000m2 2-3schürigen Wiesen als angemessen an und den mit 26 WP berechneten Wert als zu hoch angesetzt.

Bei der 3 schürigen Wirtschaftwiese, die nur mit Gräsern angelegt werden soll, ist ein Abzug vom Durchschnittswert nötig, denn die ökologische Wertigkeit einer reinen Graswiese ist deutlich geringer. Daher halten wir die Einstufung als Intensivgrünland mit 15 WP für angemessen.

47.000m2 sollen als 6 schürige Wiese angelegt werden. Bei dieser Mahdhäufigkeit kann die Fläche nicht mehr als Wiese eingestuft werden, denn der Aufwuchs wird gering sein und die Flächen werden eher Rasencharakter erhalten und dann auch von der Bevölkerung entsprechend genutzt werden. Daher sind diese Flächen als Intensivgrünland (15 WP)oder Scherrasen (14 WP) zu bewerten.

Nach unserer Berechnung wurden bei den Wiesen insgesamt gut 600.000 WP zuviel berechnet.

Bäume

In unserer Stellungnahme von 2017 haben wir angeregt, den Anteil an heimischen Baumarten von 50% deutlich zu erhöhen. In der jetzigen Fassung sind nur noch 33% heimischer Bäume vorgegeben (S.18 oben), darunter auch die invasiven Gleditschie und Roteiche. Von einer Stadt, die sich den UN-Nachhaltigkeitszielen verpflichtet hat, erwarten wir ein deutliches Zeichen für mehr Artenvielfalt und die Verwendung von heimischen Bäumen, die für die Tierwelt einen großen Nutzen erbringen.

Die unmittelbare Nähe zum Käfertaler Wald erfordert einen vorsichtigen Umgang mit fremden Baumarten, zumal bei solchen Arten, die in Deutschland kaum zum Einsatz kommen und deren Verhalten noch gänzlich unbekannt ist.
Der anschließende FFH-Wald ist nach den letzten Sommern extrem geschädigt und sehr anfällig für die Ausbreitung invasiver Arten. Dies kann man derzeit deutlich beobachten. Götterbaum, Traubenkirschen und Robinien machen sich schnell breit und Gegenmaßnahmen verursachen hohe Kosten beim Forst. Die Gewichtung der Baumarten muss daher stark Richtung heimische geändert werden, und es sind nur solche nichtheimischen Arten zu erlauben, deren Verhalten berechenbar ist.

Die Auswahl beim Arboretum alleine dem Landschaftsplaner zu überlassen, halten wir für nicht zielführend. Für die Mannheimer Bevölkerung geht es langfistig um den Walderhalt und angenehme Lebensverhältnisse; diese dürfen nicht für das ästhetisches Konzept des Indian summer aufs Spiel gesetzt werden.

Wir schlagen ein Arboretum der Oberrheinebene vor, das die Thematik Wald und Klimawandel aufnimmt. Damit können die Veränderungen im naheliegenden Wald thematisiert und die Bevölkerung sensibilisiert werden. Auch zur Umweltbildung wäre ein solches Arboretum gut geeignet.

Boden

In der Flächenbilanz wird bei der Entsiegelung ein Plus von 2 % gegenüber der vorherigen Bebauung errechnet. Dies scheint positiv, ist aber der Tatsache geschuldet, dass

  1. die Tiefgaragen wie Gärten als unversiegelte Flächen geführt werden. Der 80 cm hohe Bodenauftrag kann jedoch nicht die verlorene Bodenfunktion ersetzen. Es handelt sich hier um eine intensive Dachbegrünung, die entsprechend in die Bilanz einfließen muss.
  2. die Dachbegrünung zu 50% der GRZ als unversiegelt in die Bilanz eingeht. Eine 10 cm starke Dachsubstratschicht kann lediglich Regen zurückhalten und eine magere Vegetation ermöglichen; so wichtig Dachbegrünungen sind, sie können den Bodenverlust nicht annähernd ersetzen.

Um eine belastbare Aussage über die komplett versiegelten oder teilversiegelten Flächen sowie die Qualität der Entsiegelung zu treffen, ist eine Bilanzierung der Böden des gesamten Planungsgebietes vorzunehmen. Wir erwarten, dass die Bodenbilanzierung nachgeliefert wird.

Wir bedauern in diesem Zusammenhang sehr, dass auch die Grün- und Sportflächen des 'Grünen U' sich um 7.100m2 verringert haben, obwohl das Rasengleis mit in die Grünbilanz aufgenommen wurde, netto also ein Verlust seit 2017 von 12.500 m2 entsteht.

Klima

Erhöhung der baulichen Dichte

Wir halten die Verdichtung des Quartiers für problematisch. Die Klimaauswirkungen sind negativ. Der Gutachter kommt bei jeder der insgesamt 56 Veränderungen zu Einschätzungen wie:

  • keine relevante Auswirkung,
  • kaum geschwächte Belüftung,
  • kann mitgetragen werden, wenngleich nicht optimal,
  • Erhöhung der Barrierewirkung, wird trotzdem mitgetragen
  • usw.

Die Menge der 'kleinen' negativen Einzeleinschätzungen macht dann doch eine nennenswerte Verschlechterung in der Summe.
Daher sollte die Fassadenbegrünung verpflichtend festgesetzt werden.

Europaachse

Die Verlängerung der 10m breiten Europaachse nach Norden und Süden in die Grünflächen inklusive des neuen Quartiersplatzes halten wir in Zeiten des Klimawandels für nicht angebracht. Hier wird unnötig zusätzlich versiegelt, was auch der Klimagutachter kritisiert. Zusammen mit der Verdichtung der Wohnbebauung widerspricht der Plan dem Leitbild der Stadt und der Klimafolgenanpassungsstrategie.

Ansonsten werweisen wir auf unsere Stellungnahmen vom 10.3.2016 und 2.10.2017 und schließen uns der Stellungnahme des Umweltforums Mannheim vom Juni 2020 an.

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e.V., vertreten durch den Arbeitskreis Mannheim, Heidelberg, Rhein-Neckar schließt sich dieser Stellungnahme an.